• Politik

Severin Baerlocher übernimmt das vsao-Präsidium

Einstimmig wählte der vsao-Zentralvorstand Severin Baerlocher an die Spitze des Dachverbands. Äusserst knapp fiel hingegen die Entscheidung über die Vergabe der Spitalrose aus.

Severin Baerlocher (l.) tritt die Nachfolge von Angelo Barrile (r.) als vsao-Präsident an.
Severin Baerlocher (l.) tritt die Nachfolge von Angelo Barrile (r.) als vsao-Präsident an.

Zum letzten Mal eröffnete Angelo Barrile am vergangenen Samstag, 26. April 2025, eine Sitzung des vsao-Zentralvorstands. Auf der Traktandenliste stand unter anderem die Ersatzwahl des Präsidenten – und diese ging rasch vonstatten: Einstimmig und diskussionslos wählten die Delegierten der Sektionen den einzigen Kandidaten Severin Baerlocher (siehe Kasten) an die Spitze des vsao-Dachverbands. In der Folge übergab Angelo Barrile seinem Nachfolger symbolisch den Stab in Form eines vsao-Stifts und einer grossen Schachtel Tee: «Das Amt des vsao-Präsidenten ist toll, aber manchmal braucht es starke Nerven», sagte er mit einem Augenzwinkern.

Dem vsao bleibt Angelo Barrile weiterhin erhalten, wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen: Der Zentralvorstand wählte ihn als Ersatzdelegierten des vsao in der FMH-Delegiertenversammlung. Neu als vsao-Vertreterin bestimmt wurde Nelly Blindenbacher aus der Sektion Zürich. Verstärkung erhält auch der vsao-Geschäftsausschuss (GA): Die Versammlung wählte Anja Moczko aus der Sektion Zentralschweiz als GA-Mitglied (siehe auch unten).

Der Zentralvorstand hat Nelly Blindenbacher, GL-Mitglied der Sektion Zürich, als vsao-Vertreterin der FMH-Delegiertenversammlung gewählt …

… ebenso wie Anja Moczko als Mitglied des vsao-Geschäftsausschusses.

Keine überstürzten Sparmassnahmen

Deutlich mehr Zeit in Anspruch nahmen die Traktanden, die sich den Finanzen des vsao widmeten. Da der vsao in den letzten Jahren ein – teilweise strukturelles – Defizit verbucht hatte, war das Zentralsekretariat an der Novembersitzung beauftragt worden, Vorschläge zur Budgetstabilisierung auszuarbeiten. Neben der Jahresrechnung 2024 – diese ist mit einem Minus von rund 105 000 Franken deutlich besser ausgefallen als budgetiert – hatten die Delegierten deshalb ein Konzept mit möglichen Sparmassnahmen und zusätzlichen Einnahmequellen erhalten, die es zu diskutieren galt. Man stehe am Anfang eines längeren Prozesses, stellte vsao-Geschäftsführer Simon Stettler bei der Einführung ins Thema fest. Und er betonte: «Der vsao ist finanziell gesund. Die Angst, dass wir bei weiteren Defiziten in zwei, drei Jahren bankrott sind, ist unbegründet.» Deshalb gelte es zwar, vorsichtig zu wirtschaften, überstürzte Entscheide seien jedoch nicht nötig. Auch plädierte er dafür, Einsparungen von strategischer Tragweite frühestens im Rahmen der vsao-Strategie 2027–2030 festzulegen.

Geplante Einsparungen

Als bereits aufgegleiste Massnahmen, die ab 2026 jährliche Einsparungen von rund 130 000 Franken ermöglichen sollen, nannte Simon Stettler den Umzug des Zentralsekretariats an einen neuen Standort sowie die Umstellung auf einen elektronischen Rechnungsversand. Weiter beschloss der Zentralvorstand bei den Fonds und Rückstellungen des Verbandes eine Reihe von Anpassungen an die aktuelle Situation. Die dadurch frei gewordenen Mittel seien zwar keine nachhaltige Sparmassnahme, betonte Simon Stettler, entlasteten aber die Budgets der nächsten Jahre. Da der vsao in den letzten Jahren nicht nur bei den Mitgliederzahlen zugelegt, sondern auch seine Aktivitäten und sein Angebot ausgebaut hat, wird der Zentralvorstand aber in den nächsten Jahren auch über eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge diskutieren müssen.

Drei Fragen an den neuen Präsidenten

Der 37-jährige Severin Baerlocher ist im vsao bestens bekannt: Von 2019 bis 2025 war der gebürtige St. Galler in der dortigen Sektion im Vorstand, während zweieinhalb Jahren als deren Präsident. Seit November 2021 engagiert er sich auch im vsao-Geschäftsausschuss, seit Januar 2024 als Vizepräsident und nun als Präsident. Aktuell arbeitet Severin Baerlocher als Oberarzt der Inneren Medizin am Universitätsspital Basel.

Severin, was hast du an deinem Vorgänger, Angelo Barrile, besonders geschätzt?
Vieles, aber am meisten seine Weit- und Umsicht, seine Geduld, seine grosse Erfahrung und sein Gespür für politische Geschäfte. Zudem hat er sich als Person nie in den Vordergrund gestellt; es ging ihm immer um die Sache.

Wo möchtest du als neuer Präsident Akzente setzen?
Verbandsintern möchte ich dazu beitragen, dass alle Sprachregionen gut integriert werden. Ein wichtiges Thema für mich ist auch der Kampf gegen die Diskriminierung im Gesundheitswesen. Und schliesslich fände ich es an der Zeit, dass gesetzeskonforme Arbeitszeiten schweizweit Realität werden.

Wo siehst du aktuell die grösste Herausforderung für den vsao?
Im Moment beschäftigt uns mit Abstand das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) am meisten: Die Bearbeitungszeiten bei Titelanträgen sind zu lang, und es wird nicht kommuniziert. Zahlreichen Mitgliedern geht die Geduld aus. Hier arbeiten wir mit Hochdruck an einer Lösung.

Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Spitalrose

Jedes Jahr verleiht der vsao die Spitalrose an ein Spital oder an eine Klinik, die rund um die Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen von Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzten Aussergewöhnliches geleistet hat.
Für die Spitalrose 2024 hatte die Sektion Genf die Abteilung Allgemeine Innere Medizin (SMIG) des Universitätsspitals Genf nominiert, welche die Arbeitsbedingungen der Oberärztinnen und -ärzte 2024 mit verschiedenen Massnahmen verbessert hat. Die Sollarbeitszeit der Oberärztinnen und -ärzte, die bis 2023 50 Stunden pro Woche betragen hatte, passte die SMIG den vertraglich vereinbarten 40 Stunden pro Woche an, Überstunden werden nun vorrangig mit Freizeit kompensiert. Ebenfalls stellt eine Neuorganisation der Abteilungen und eine bessere Aufteilung der Aufgaben sicher, dass Oberärztinnen und -ärzte maximal zwei Assistenzärztinnen oder -ärzte beaufsichtigen. Und schliesslich führte die SMIG die Teilzeitarbeit auf Jahresbasis ein.

Als zweiten Anwärter auf die Spitalrose hatte die Sektion Tessin den Kantonalen Spitalverbund (Ente Ospedaliero Cantonale, EOC) vorgeschlagen, der verschiedene vorbildliche Massnahmen für werdende und junge Mütter umsetzt. Neben 19 Wochen voll bezahltem Mutterschaftsurlaub – die Väter erhalten fünf zusätzliche Tage – verlängert der EOC befristete Verträge von Assistenz- und Oberärztinnen bis zum Ende des Mutterschaftsurlaubs, wenn der voraussichtliche Entbindungstermin auf einen Zeitpunkt nach Ablauf des Vertrags fällt. Ebenfalls werden schwangere Ärztinnen von Fachpersonen begleitet, um sicherzustellen, dass sie ihre Rechte kennen und dass sowohl Arbeitsgesetz als auch Vorgaben des Gesamtarbeitsvertrags eingehalten werden.

Beide Nominationen erhielten vom Zentralvorstand viel Lob, dementsprechend knapp war die Entscheidung: Mit 23 zu 21 Stimmen bei vier Enthaltungen sprachen sich die Delegierten für den Vorschlag aus dem Tessin aus.

Ein kleines Plus bei mediservice

Wie üblich nur kurz dauerte die Delegiertenversammlung von mediservice vsao-asmac. Präsident Daniel Schröpfer berichtete, dass sich die Seminare, die mediservice 2024 mit dem Forum für medizinische Fortbildung (FOMF), der gemeinnützigen Stiftung zur Förderung der Weiterbildung in Hausarztmedizin (WHM) und medvia durchgeführt hat, bewährt haben. 2025 sollen diese fortgeführt und teilweise ausgebaut werden. Auch die Online-Publikation des vsao Journals ist inzwischen gut eingespielt. Um die Reichweite weiter zu erhöhen, braucht es jedoch die Unterstützung der vsao-Sektionen.
Die Jahresrechnung, die statt des budgetierten Verlusts von 18 500 Franken mit einem Gewinn von 7226 Franken abschloss, genehmigten die Delegierten einstimmig.

Neu im Geschäftsausschuss

Anja Moczko ist Assistenzärztin Pädiatrie am Kinderspital Zentralschweiz in Luzern und Vorstandsmitglied des vsao Zentralschweiz.