- Medizin trifft Kunst
Kunsttherapie: gezielte Unterstützung im Herzen des Spitals
Kunsttherapie ist keine simple Freizeitaktivität, sondern ein vollwertiger therapeutischer Ansatz, der in den Behandlungspfad junger Patientinnen und Patienten im Spital integriert ist.
12.08.2025
Die Kunsttherapie im Spital trägt zu einer umfassenden und menschlicheren Betreuung von jungen Patientinnen und Patienten bei. Sie vereint verschiedene psychotherapeutisch orientierte Disziplinen, die mit kreativen und künstlerischen Mitteln arbeiten (Mal- und Gestaltungstherapie, Bewegungs- und Tanztherapie, Dramatherapie und Sprachtherapie, intermediale Kunsttherapie und Musiktherapie). Jeder Interventionskontext, sei es in der Onkologie, Psychiatrie oder Intensivpflege, erfordert einen individuellen Ansatz, der auf die Bedürfnisse und Ressourcen der Patientinnen und Patienten sowie auf die medizinischen Bedingungen abgestimmt ist.
Seit über 15 Jahren setzt sich die Fondation ART-THERAPIE dafür ein, möglichst vielen in der Schweiz hospitalisierten Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Kunsttherapie zu ermöglichen, um ihre Lebensqualität über den Spitalaufenthalt hinaus zu verbessern. Im Jahr 2025 unterstützt sie 14 Projekte in 12 Partnerspitälern, wobei sie jeweils eng mit den medizinischen Teams zusammenarbeitet. Blicken wir auf zwei Initiativen in der Westschweiz: eine am Universitätsspital Lausanne (CHUV) in der Kinderpsychiatrie, die andere am Universitätsspital Genf (HUG) auf der pädiatrischen Intensivstation.
Medizin trifft Kunst
Die Verbindung von Kunst und Medizin hat eine lange Tradition; schon in der Antike galt die Kraft der Musik als heilend. Die Serie «Medizin trifft Kunst» widmet sich den vielfältigen Aspekten dieser Beziehung.
CHUV – Begleitung der Entwicklung und therapeutischen Bindung in der Kinderpsychiatrie
Die Kunsttherapeutin ist in zwei spezialisierten Unterrichtseinheiten aktiv. Diese gehören zu den Kindertageskliniken des CHUV und sind im Rahmen der «Centres thérapeutiques de jour» (therapeutische Tageszentren) des Universitätsdienstes für Kinder- und Jugendpsychiatrie (SUPEA) organisiert. In beiden Abteilungen ist die Kunsttherapeutin in ein interdisziplinäres Team mit Fachpersonen aus den Bereichen Kinderpsychiatrie, Psychologie, Logopädie, Ergotherapie, Psychomotoriktherapie, Heilpädagogik, Sozialpädagogik und Sozialarbeit eingebunden, die gemeinsam am Pflegeprozess beteiligt sind und die Familien begleiten.
Dieser Bereich unterstützt Kinder, deren Integration in der Regelschule aufgrund einer psychischen Störung oder eines Defizits in der neurologischen Entwicklung erschwert ist. 50 bis 60 Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren, die im Internat leben oder ambulant begleitet sind, werden hier während zwei bis vier Jahren betreut.
In diesem Kontext trägt die Kunsttherapie zum Erwerb transversaler Kompetenzen bei: Über den emotionalen Ausdruck und das Selbstwertgefühl hinaus fördert sie die visuell-räumlichen Fähigkeiten, die Koordination, das Gedächtnis und die exekutiven Funktionen, wodurch das schulische Lernen gestärkt wird. Bei Kindern, die in der Familie vernachlässigt oder misshandelt wurden – insbesondere bei Kindern mit Bindungsstörungen und in Heimen – fördert die Kunsttherapie eine Stärkung der Bindung an die Umgebung und an Betreuungspersonen, was gleichzeitig die Bewältigung von Trennungen erleichtert.
Dieser nicht-medizinische Raum ermöglicht es, die Entwicklung der Patientin oder des Patienten auf andere Weise zu beobachten und Themen anzusprechen, die im Gespräch manchmal schwer auszudrücken sind. Der Ansatz erweist sich als besonders hilfreich bei Kindern mit Sprachstörungen, Hemmungen oder posttraumatischen Symptomen.
HUG – eine emotionale und sensorische Unterstützung auf der Intensivstation
Im HUG unterstützt die Fondation ART-THERAPIE seit Ende 2023 in Zusammenarbeit mit dem Genfer Verein «À côté de toi» und der «Fondation privée des HUG» ein Kunsttherapieprojekt auf der pädiatrischen Intensivstation. Die jungen Patientinnen und Patienten zwischen einem Tag und 16 Jahren, die sich oft in einem kritischen Zustand befinden, erleben einen langen und invasiven Spitalaufenthalt.
Die Sitzungen, die in den medizinischen Tagesablauf integriert sind, finden am Krankenbett statt, manchmal in Anwesenheit der Angehörigen, und werden zu einem Raum der emotionalen Regulierung, der Bindung und der Symbolisierung. Die Kunsttherapie verringert die Angst, verbessert die Stimmung und manchmal auch die Kooperation bei der Behandlung. Ab 2025 wird ein Musiktherapeut das Team ergänzen und individuelle Musiktherapiesitzungen anbieten, insbesondere in der Neonatologie, um die regulierende und beruhigende Wirkung dieses therapeutischen Ansatzes zu verstärken.
Das Pflegepersonal beobachtet indirekte, aber signifikante klinische Effekte: Muskelentspannung, verbesserte Ernährung, erhöhte Aufmerksamkeit oder das Aufkommen der Kommunikation bei Kindern, die nicht sprechen können. Diese Beobachtungen decken sich mit internationalen Forschungsergebnissen über den klinischen und psychologischen Nutzen von Kunsttherapie im Spital.
Auf dem Weg zu einer integrativeren und menschlicheren Medizin
Die WHO hat 2019 die positiven Auswirkungen von künstlerischen Interventionen auf die psychische, physische und soziale Gesundheit hervorgehoben. Die Kunsttherapie als klinischer Ansatz, der auf definierten therapeutischen Zielen beruht, ist voll und ganz Teil eines integrativen Pflegeansatzes.
Dank der Unterstützung der Fondation ART-THERAPIE und der Zusammenarbeit mit den medizinischen Teams tragen diese Projekte zu einer Betreuung bei, die sich auf das Kind in seiner Gesamtheit konzentriert – körperlich, emotional und in seinen Beziehungen. Sie ermöglichen eine menschlichere Pflege und Behandlung sowie eine Verbesserung der Lebensqualität im Spital.
Ein Engagement basierend auf Solidarität
Die Fondation ART-THERAPIE ist eine gemeinnützige Stiftung. Sie verfügt über keine eigenen Mittel und hängt daher vollständig von der Grosszügigkeit ihrer Spenderinnen und Spender ab, um ihre Projekte zu verwirklichen. Ohne die Arbeit und Unterstützung der Stiftung könnten kunsttherapeutische Projekte in Spitälern nicht oder nur eingeschränkt fortgeführt werden.
www.arttherapie.org