• Auf den Punkt gebracht

Für mehr Chancengleichheit in Beruf und Familie

Die Familienzeit-Initiative fordert eine paritätische Elternzeit von je 18 Wochen für die Mutter und den Vater. Ein unterstützenswertes Anliegen, hinter dem auch der vsao steht.

Vor gut 13 Jahren wurde ich zum ersten Mal Vater. Meine Partnerin hatte Anrecht auf 16 Wochen bezahlten Mutterschaftsurlaub. Diese vier Monate verlängerte sie mittels unbezahlten Urlaubs auf sechs Monate. Ich selbst kriegte zwei Tage frei und konnte diesen «Vaterschaftsurlaub» mit Ferientagen auf zwei Wochen ausdehnen. Allein zuständig für das Kind war ich in der ersten Zeit nie, erst später kam ich dank Teilzeitarbeit in den Genuss eines wöchentlichen «Papatags», an dem ich mich um alle Bedürfnisse eines Kleinkinds kümmern durfte und musste.

Eingeführt wurde der bezahlte Mutterschaftsurlaub von obligatorisch 14 Wochen in der Schweiz erst 2005 – nach jahrelangen politischen Bemühungen und mehreren Volksabstimmungen, in denen immer ein Nein resultiert hatte. Ja, die Schweiz ist im Kern ein konservatives Land, und entsprechend schwer haben es die Frauen in der Politik und in der Arbeitswelt. Trotzdem und dank des grossen Einsatzes von vielen mutigen Frauen und auch einigen Männern hat sich Verschiedenes geändert: Das Frauenstimmrecht gibt es schon (!) seit 1971, den bezahlten Mutterschaftsurlaub wie erwähnt seit 20 Jahren und der bezahlte Vaterschaftsurlaub beträgt seit 2021 zwei Wochen.

Die heutige Regelung ist diskriminierend

Das bleibt aber ungenügend. Der ungleich verteilte Urlaub bei der Geburt von Kindern – Frauen 14 Wochen, Männer zwei Wochen – begünstigt und verfestigt in mehrfacher Hinsicht die traditionellen Geschlechterrollen. Der Mann wird, wenn er sich nicht aktiv darum bemüht, den Umgang mit dem Baby und dem Kleinkind oft gar nie lernen. Die Frau gerät – besonders wenn sie mehrmals Mutter wird – karrieretechnisch wegen der Urlaube und danach oft auch aufgrund von Teilzeitarbeit ins Hintertreffen. Entweder wird sie von ihrem Arbeitgeber weniger stark gefördert, oder sie erhält bestimmte Jobs gar nicht erst. Klassische Diskriminierung.

Breite Allianz bis in die Mitte

Nun gibt es einen neuen Anlauf, einen Schritt nach vorne zu machen. Eine breite Allianz aus Alliance F, den Mitte-Frauen, Travail.Suisse, den Grünen sowie den Grünliberalen hat die Familienzeit-Initiative lanciert. Die Forderung: Je 18 Wochen bezahlter Urlaub für Vater und Mutter, insgesamt also eine paritätisch verteilte Elternzeit von 36 Wochen. Gleichzeitig bezogen werden dürfen maximal vier Wochen. Damit erhält die Mutter einen längeren Urlaub als bisher, und vor allem wird der Vater in die Verantwortung genommen, sodass die Mutter früher wieder ins Berufsleben einsteigen kann. Die paritätische Elternzeit soll einen Beitrag leisten zur Chancengleichheit in Beruf und Familie, zur Gesundheit von Eltern und Kindern und nicht zuletzt dazu, dass sich wieder mehr Paare dazu entscheiden, Kinder zu kriegen.

Jetzt unterschreiben

Seit dem 1. April 2025 läuft die Unterschriftensammlung, Ziel sind 100 000 Unterschriften – bis am 1. Oktober 2026. Der Geschäftsausschuss des vsao hat einstimmig beschlossen, die Initiative zu unterstützen. Sie geht mit der Vereinbarkeit und der Chancengleichheit wichtige Anliegen an, die für viele junge Ärztinnen und Ärzte zentral sind. Also: Bitte unterschreiben, bitte weitersagen. Alle Informationen, inkl. Unterschriftenbögen zum Ausdrucken, finden sich unter www.familien-zeit.ch.