«Resilienz können wir trainieren und fördern»

Es geht um die mentale Widerstandskraft der Menschen, mit Krisen oder Stress umzugehen und sich rasch von einschneidenden Ereignissen zu erholen.

Die psychischen Belastungen nehmen zu, was auch die Anzahl der IV-Neurenten aufgrund psychischer Beschwerden zeigt. Die Welt verändert sich schnell, der Druck in der Arbeitswelt nimmt zu. Globale Ereignisse wie Kriege oder Pandemien, die in den Medien täglich präsent sind, können Angst, Stress und Unsicherheit verursachen. Die Fähigkeit, sich anzupassen und zu erholen, wird immer wichtiger.

Ja. Resilienz ist kein Persönlichkeitsmerkmal an sich, wir können sie trainieren und fördern. Man spricht häufig über sieben Faktoren, welche die Resilienz stärken können: Der erste Faktor ist die Akzeptanz, also akzeptieren, was man nicht ändern kann, und sich auf das Veränderbare konzentrieren. Zweitens: Optimismus, das Positive suchen, wenn auch die Lage schwierig ist. Drittens: Lösungsorientierung, also nicht in einem Problem verharren. Viertens: Selbstwirksamkeit, sich zutrauen, eine Herausforderung zu bewältigen. Fünftens: Verantwortung für die eigenen Gefühle übernehmen. Sechstens: Das eigene soziale Netzwerk pflegen. Und siebtens: Ziele für die Zukunft setzen.

Ein wichtiger Faktor ist die Selbstfürsorge. Man sollte sich mit angemessener Aufmerksamkeit der eigenen körperlichen und psychischen Gesundheit sowie dem eigenen Wohlbefinden widmen. Das bedeutet nebst den sozialen Kontakten vor allem gesunde Ernährung, genügend Bewegung und ausreichend Schlaf. Ausserdem sollte man versuchen, die eigene Stresskompetenz zu stärken.

Es gibt viele Möglichkeiten, Stress zu bewältigen. Vorab sollte man sich bewusst machen, dass der Tag neben stressigen Momenten auch positive und schöne Momente hergibt. Auch Mikropausen mit Bewegung oder kurzen Übungen helfen. Stress lässt sich zudem beispielsweise über ganz einfache Atemübungen abbauen, die sich gut in den Alltag integrieren lassen.

Gerade in medizinischen Berufen ist die Selbstfürsorge zentral. Neben den Grundelementen wie Ernährung, Bewegung und Schlaf spielen Pausen und Abgrenzung eine wichtige Rolle. Wichtig ist, ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu fördern. Das heisst: regelmässiger Austausch, Optimierungen anstreben, Partizipation der Mitarbeitenden bei Entscheidungen, Wertschätzung und Anerkennung bekunden sowie eine offene Kommunikation pflegen. Helfen können auch Workshops zur Stressbewältigung und Resilienzförderung.

Sie können aufklären und das Thema ansprechen, praktische Tipps zur Stressbewältigung und Förderung der Resilienz mitgeben, zum Beispiel Achtsamkeitsübungen oder Informationen zu Stressbewältigungsstrategien. Und sie können die Patientinnen und Patienten ermutigen, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.